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Fritz Roller

Von Stadtwiki

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Friedrich „Fritz“ Roller (* 7. Oktober 1922 in Stuttgart; † 6. April 2023) war gelernter Elektroinstallateur, Montageleiter und Heimatforscher in Gechingen, wo er zum Ehrenbürger ernannt wurde.

Leben

Fritz Roller wurde am 7. Oktober 1922 in Stuttgart geboren. Im Lichthaus Luz in der Stuttgarter Königstraße lernte er Elek­tro­installateur. „Einmal musste ich in der Villa Reitzenstein im Büro des Reichsstatthalters Murr eine große Lampe aufhängen“, wusste er noch. 1938 erlebte er die Reichskristallnacht. „Als ich morgens zur Arbeit ging, waren da ein Haufen Leute und zersplitterte Schaufensterscheiben.“

Kaum war die Ausbildung beendet, wurde er 1941, an seinem 19. Geburtstag, zur Wehrmacht einberufen. Dort wurde er zum Funker ausgebildet und machte fast den ganzen Zweiten Weltkrieg mit. Er musste an der vordersten Front in Russland und später in Kriegsgefangenschaft eine Fülle schrecklichster Erlebnisse erdulden. Es folgten harte Jahre in sowjetischen Arbeitslagern. Erst im Dezember 1949 wurde Fritz Roller entlassen und konnte in seine schwäbische Heimat zurückkehren. Darüber erzählte er gerne ein zu Herzen gehendes Erlebnis. „Als der Zug im Stuttgarter Hauptbahnhof hielt, suchte ich unter den Wartenden vergebens nach Familienangehörigen“, erinnerte er sich. Enttäuscht fuhr er nach Hause. Dort wurde er von seiner glücklichen Mutter herzlich begrüßt. Sie hatten sich am Bahnhof nicht erkannt, weil die jahrelangen Kriegsgeschehnisse deutliche Spuren hinterlassen hatten.

Rollers Rückkehr erschien vielen Menschen wie ein Wunder. Nicht wenige hatten ihn schon längst für tot gehalten. Aber schon bald ging es für den tatkräftigen jungen Mann wieder aufwärts. Er wurde Montageleiter bei einer bekannten Sindelfinger Firma. In den 1950er-Jahren lernte er Hedwig Weiß aus Gechingen kennen und heiratete sie. Es wurden zwei Kinder geboren, Waltraud und Thomas. Die Familie lebte ab Herbst 1958 in Gechingen. Der Wahl-Gechinger begann bald, sich mit der Vergangenheit des Ortes zu befassen.

Das Dorf war gerade in den 1950er-Jahren „in einer stürmischen Entwicklung begriffen, uralte Traditionen verschwanden, in jedem Bereich setzte sich Neues durch und Fritz Roller hatte ein Gespür dafür, wie viel unwiederbringlich verloren ginge, wenn niemand versuchte, die Erinnerung zu erhalten“, war im Nachruf auf den Heimatforscher zu lesen. Mit den vielen von ihm gesammelten Gegenständen, die er zum Teil aus dem Sperrmüll rettete, richtete er in seinem Haus eine Heimatstube ein, die er der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Ab 1985 war Fritz Roller Rentner. Aber er legte die Hände nicht in den Schoß. Unermüdlich sammelte er in der Gäugemeinde alles, was er aus früheren Zeiten auftreiben konnte: Münzen, historische Ansichtskarten, alte Zeitschriften, Porzellan und alte, aussortierte Gebrauchsgegenstände aus Haushalten. Schließlich wurde er auch Gründungsmitglied des Calwer Kreisgeschichtsvereins. Außerdem gründete er 1988 den Gechinger Arbeitskreis Heimatgeschichte (AKH) und war dessen langjähriger Vorsitzender.

Als die "Gechinger Heimatstuben" im Haus Roller die vielen gesammelten nostalgischen Stücke nicht mehr fassen konnte, suchte und fand er eine Lösung: Er gab 1987 den Anstoß zur Gründung des Heimatmuseums Appeleshof und wurde die treibende Kraft bei dessen Gründung sowie Ausgestaltung. Daneben befasste er sich mit der Gechinger Geschichte. Es entstand, aufbauend auf den gesammelten Daten des Gechinger Lehrers Karl Friedrich Essig, das Buch "Gechinger Familien". Dem folgte 1997 die Herausgabe der "Gechinger Chronik".

Die Ehrenbürgerwürde wurde Fritz Roller 1997 durch die Gemeinde Gechingen als Anerkennung für sein Lebenswerk verliehen. 2002 traf ihn dann ein harter Schlag. Seine Ehefrau, die er lange gepflegt hatte, verstarb. 2014 wurde er als erster Gechinger mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Heinrich Hamm, der Vorsitzende des Schwarzwaldvereins Gechingen, hatte die Auszeichnung Rollers beantragt. Sie wurde während eines Festaktes in der Gemeindehalle von Bürgermeister Jens Häußler und dem Landtagsabgeordneten Thomas Blenke übergeben. Er war zudem Ehrenmitglied des Schwarzwaldvereins.

Am 6. April 2023 verstarb Fritz Roller. „Jetzt hat er uns nach einer kurzen, schweren Erkrankung verlassen“, teilten die Mitglieder des Arbeitskreises Heimatgeschichte mit. „Der große Fleiß und das phänomenale Gedächtnis von Fritz werden uns sehr fehlen und wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten“, äußerte sich der AKH abschließend in seinem Nachruf.

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